Geisterland bei der Hohen Warte

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Winterwunderland auf der Alb. Wie schön. Einen Tag vor Silvester nutzten wir die Gelegenheit

und tauchten ein in die faszinierende Winterlandschaft

bei der Warte, der Hohen. „Auf dem Turm können wir einen Blick in die Zukunft werfen“, sagte ich.

„Ah ja, Nobbi der Prophet“, höhnte Bine. „Wo müssen wir denn hin?“

„Hier lang, warte, ich kämpfe dir den Weg frei ins Neue Jahr.“ „Lass den Blödsinn, denk an dein Kreuz“, entgegnete Bine.

Wir gingen also weiter in Richtung Turm. Nur: Der sah mal weiter weg aus,

mal kam er schnell näher. So wie die Bundestagswahl im Februar.

Doch irgendwann erreichten wir ihn, also den Turm.

„Schau“, sagte ich. „Die Glut qualmt noch, das war wohl noch ein Überbleibsel von den Scharmützeln der Ampel.“

„Blödsinn, das war der Turmgeist, der verwandelt alle Turmbesteiger mit Höhenangst in kleine Schneemänner“, ulkte Bine. „Hahaha“, sagte ich kleinlaut.

„Aber ich könnte dich freikaufen.“ „Au ja, bitte“, sagte ich. Auf dem Weg hinauf sah ich

ein Schreckgespenst– „aaaah, die AfD“, schrie ich. „Ach Bine, du bist’s, erschreck mich doch nicht so.“

Oben angekommen eröffnete sich uns ein unglaublicher Ausblick.

Ich deutete in die Ferne. „Schau, dort liegt unsere Zukunft.“

„Da ist aber noch manches im Nebel“, sagte ich.

„Die Zukunft ist also nicht genau zu erkennen.“

„Außer, man schaut etwas genauer hin – sicher ist, wir werden auch 2025 Strom brauchen.“

„Siehst du irgendwo die FDP“, fragte ich. „Nö“, sagte Bine. „Die liegt wohl unter der Zwei-Prozentmarke, dort unter dem Schnee.“

„Ach ja, aber ich finde das eh ziemlich schwierig mit den Vorhersagen – Bine, Bine?“

„Mann, Mann, Mann – was für ein Blödsinn“, grummelte meine liebe Frau.

„Tu’s nicht“, rief ich ihr hinterher. „Lebensgefahr – hinter der Absperrung umarmt Söder wieder Bäume und alle Parteien jagen im Wald der AfD hinterher.“ „Pah“, sagte Bine angstfrei und ging weiter.

„Ich hol mir jetzt ein Pferd und reite ins Land der Schreckgespenster.“ „Die Pferde hier kannst du vergessen, die sind mit Fressen beschäftigt, also zu nichts zu gebrauchen.“

„Du musst zu den Freigeistern auf die Weide, fang dir eins ein“, rief ich ihr zu.

„Aber nicht das hier, das ist ein Pferd mit Identitätskrise – das sollte offensichtlich wohl mal eine Kuh werden.“

Bine ließ das mit dem Pferd und durchschritt stattdessen zu Fuß die Pforte ins Geisterland.

Mystische Gebilde zierten unseren Weg. Eine geheime Botschaft?

Ich hechelte hinter Bine her, „guck, hinter dem freien Feld, da ist das Reich der Schreckgespenster“.

Tatsächlich. Im Nebel zeigten sich die Geister der Zukunft, Alice Weidel, Markus Söder und der streng rechtsnationale Hund Lumpi.

„Wir müssen aufpassen“, flüsterte Bine. „Sonst laufen wir noch Beatrix vom Storch über den Weg.“

Wir hörten den dumpfen Lärm eines Traktors. „Komm, schnell weg, der jagt bestimmt die Grünen“, rief ich.

„Ach was“, sagte Bine.

„Der fährt zur nächsten Bauern-Demo nach Berlin.“

„Woher weißt du das denn“, fragte ich Bine, die das Geschehen genau im Blick behielt.

„Der Vogel dort hat mir das verraten“, sagte meine Frau. „Außerdem sprach er darüber, was nach der Wahl so geschehen wird und – er kann sogar zaubern.“

„Ach was“, sagte ich. „Das ist ja ein süßer Wunderpiepmatz“, richtete ich meinen Blick starr auf die Schreckgespenster im Nebel.

Doch plötzlich waren sie verschwunden.

Sie sind wohl in den Traktor eingestiegen. Und fahren nun mit nach Berlin. Was für eine Horrorvorstellung.

Wir hingegen befanden uns urplötzlich auf der Degerschlachter Höhe wieder.

Wir träumten von der Kraft der Sonne, vom Strom ohne Umweltsünden. „Und wie kommen wir jetzt wieder zu unserem Auto beim Gestütshof“, fragte ich.

„Wir reiten einfach immer weiter in den Sonnenuntergang“, sagte Bine ziemlich sinnfrei. Ich muss gestehen – der Schluss der Geschichte war gelogen. Aber irgendwie musste ich die Fotos vom Vortag ja noch unterbringen. Der Rest der Geschichte war hingegen die reine Wahrheit. Ehrlich. Wir wünschen allen ein fantastisches Jahr 2025 !!!

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