AWO-Weihnachtsfeier am 24. Dezember im Reutlinger Nepomuk mit Musik von Gery Rapatz, Braten, Rotkraut, Knödeln, OB Thomas Keck, Geschenken, Kaffee und Kuchen
„Während in der Stadt der Heilige Morgen gefeiert wird, begehen wir hier den Heiligen Mittag“, sagte Sebastian Weigle als AWO-Vereinsvorsitzender am Dienstag im Café Nepomuk. Zum ersten Mal seit 2019 fand die AWO-Weihnachtsfeier wieder in der kuscheligen Atmosphäre des Restaurants direkt neben dem franz.K seinen Platz. „Hoffentlich nicht zum letzten Mal“, sagte Weigle, der im Februar bei der Bundestagswahl als Reutlinger SPD-Spitzenkandidat antritt.
Mit seiner Hoffnung hatte Weigle die Insolvenz des besonderen Restaurants in Selbstverwaltung angesprochen – im Moment sei noch offen, ob das Nepomuk über das Neujahr 2025 weiter bestehen könne, sagte ein Mitarbeiter am Dienstag. Die Besucher der AWO-Weihnachtsfeier sollte das am Dienstag aber nicht belasten. Die Gäste waren im Übrigen etwas zögerlich erschienen – kurz vor 12 Uhr waren die 130 gedeckten Plätze etwas mehr als zur Hälfte besetzt. Doch so nach und nach füllten sich die Reihen, bis dann gut 100 Menschen bedient werden konnten.
Leckeres Essen gab’s, Braten mit Rotkraut und Knödeln, zuvor ein gemischter Salat, den der eine oder die andere ablehnte. „Ich habe oben keine Zähne“, gab ein Besucher als Begründung an. „Ich kann das nicht kauen.“ Manche der Gäste hatten sich am Dienstag weihnachtlich herausgeputzt – einer war mit einem T-Shirt mit Rudolph, dem Rentier drauf, erschienen. Der Pullover eines anderen Besuchers zierte ein Schneemann mit Schal.
Festlich war’s allemal im Nepomuk, mit Weihnachtsbaum, Gutsle und Gery an der Hammond-Orgel, der für die musikalische Umrahmung sorgte. Gery heißt mit Nachnamen Rapatz und wohnt in Neckartailfingen. Seine Herkunft aus Kärnten ist rein sprachlich nicht zu verkennen, 38 Jahre lang war als Profimusiker in der halben Welt unterwegs. Und am Dienstag dann bei der AWO-Weihnachtsfeier.
Dort zeigte sich im Übrigen auch Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck – er hatte vier große Kartons mitgebracht. Pizza? Es sah fast so aus, doch völlig falsch geraten. Vier große Hefezöpfe, „zwei mit und zwei ohne Rosinen“, sagte Keck zu Beginn seines Grußwortes. „Die Wege, die wir gehen, sind manchmal steinig – das wissen Sie in diesem Raum besser als alle anderen“, betonte der Rathauschef. „Hier bei der AWO ist Solidarität nicht nur ein Wort“, betonte Keck.
Unterstrichen haben diese Aussage auch 20 Ehrenamtliche, die sich nach einem kurzen Aufruf bei Sebastian Weigle gemeldet hatten – sie würden sehr gerne beim Bedienen bei der Weihnachtsfeier helfen. „Ich war völlig überrascht von so viel Freiwilligen“, sagte der AWO-Vereinsvorsitzende.
Fester Bestandteil des Mitarbeiterteams der Arbeiterwohlfahrt war über Jahrzehnte hinweg Rita Wilde – die in Bälde in den Ruhestand geht. An diesem Heiligen Abend fehlte sie aber im Nepomuk. „Sie hat viele Jahre lang die Weihnachtsfeier vorbereitet und durchgeführt, Rita wollte sich heute wohl zu viele Tränen ersparen“, hatte Weigle betont.
Das ein oder andere Tränchen wurde am Dienstag bei der Weihnachtsfeier in dem festlichen Rahmen dann aber doch noch verdrückt – schließlich ist der Heilige Abend immer auch ein sehr gefühlvolles Ereignis, bei dem viele Gedanken an liebe Menschen, Ereignisse und Verluste hochkommen.
INFO:
Ganzjähriges AWO-Angebot
Zum breitgefächerten Hilfsangebot der Reutlinger Arbeiterwohlfahrt gehört unter vielem anderen auch die Präventionsarbeit durch das Netzwerk Ambulante Wohnungssicherung (NAWO). „Wir können durch dieses Angebot mehr als 60 Prozent der Hilfesuchenden davor bewahren, dass sie wohnungslos werden“, betonte AWO-Geschäftsführer Uli Högel am Dienstag.
Die Reutlinger Arbeiterwohlfahrt sei aber auch mit den Fachberatungsstellen vor Ort, mit Notübernachtung, Kleiderkammer, Ambulant betreutem Wohnen, mit Tagestreff, dem sozialen Kleiderladen fairkauf, Gebrauchtwarenladen DaCapo, mit einem Sprachcafé, Freizeitangeboten für Ältere, Kinderhaus und nicht zuletzt mit der jährlichen Stadtranderholung in den Sommerferien. Ein unglaubliches Spektrum der Hilfe für Menschen mit kleinstem Geldbeutel – und das schon seit 1983.