BAFF präsentierte am Freitag im Theaterpädagogischen Zentrum (TPZ) sieben Filme und ein Theaterstück nach 15 Monaten Arbeit und ganz viel Spaß
Insgesamt 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von BAFF (Bildung, Aktion, Freizeit, Feste) der Lebenshilfe Reutlingen und der Bruderhaus-Diakonie waren am Freitagabend ganz schön aufgeregt: Im Theaterpädagogischen Zentrum würden sie in wenigen Minuten zum ersten Mal mit Publikum die Filme sehen, die sie selbst innerhalb von 15 Monaten unter der Anleitung von Sigrid Kulik und Alexander Müller erstellt haben.
Doch damit nicht genug – ein Theaterstück über das Leben im Dorf, über Träume und Wünsche der Bewohner hatten sie obendrein zusammen mit der Theatergruppe produziert. „Wir sind da mit viel Optimismus reingegangen“, sagte Kulik. Zusammen mit Müller hatte sie sich ein Konzept überlegt, wie und was die 16 Menschen mit speziellem Unterstützungsbedarf wohl gerne machen würden – „das Konzept haben wir zum Großteil dann ganz schnell wieder verworfen“, sagt Müller und lacht.
In Kooperation mit Studierenden des Studiengangs Soziale Arbeit haben unterschiedliche Gruppen unterschiedliche Filme hergestellt. So etwa eine Art Daumenkino, für das die Teilnehmer Bilder gemalt haben. „Jetzt kommt ein Babyfilm, ein Micky-Maus-Abenteuer – Film ab“, betonte Lily am Freitagabend einführend. Kurze Zeit später hat sie zudem ihr unglaubliches Talent als Schauspielerin unter Beweis gestellt.
„Und jetzt kommt ein sehr spezielles Theaterstück“, kündigte erneut Lily an. In dem Stück wurden die Menschen eines Dorfes vorgestellt, die Wäscherin, Zeitungsleser, Näherin und andere mehr. Der Knüller aber war – einmal mehr – Lily. „Ich bin eine Wunschmaschine, ich komme, um Wünsche zu erfüllen.“ Wie wild drehte sie sich in ihrem Glitzerkleid im Kreis und zog immer mehr Geschenke aus ihrer riesigen Handtasche. Ein Radio, ein Kleid, ein Fernseher – kein Begehr blieb unerfüllt. Doch die Wünsche der Dorfbewohner wurden immer größer. Bis die „Maschine“ alle Wünsche verboten hat. Und die verteilten Dinge wieder einsammelte, zerstörte.
Doch damit nicht genug: Als Höhepunkt folgte der Abschlussfilm mit dem Titel „Die Achalm-Klinik“. Die Gustav-Werner-Straße 10 war zur Klinik umfirmiert worden, im Film war (einmal mehr) Lily als verunglückte Skateboarderin in die Klinik eingeliefert worden. In einem richtigen Rettungswagen, mit all den Schauspielern als Rettungspersonal, als Krankenschwestern, Ärzte und mehr. Wie die Truppe zu dem Rettungswagen kam? „Wir haben das DRK gefragt, die haben sofort mitgespielt“, sagte Kulik.
Zum Brüllen, mit wie viel Witz die Schauspieltruppe ihre Rollen ausfüllte, wie sie filmisch agierten. Das Publikum im rappelvollen Saal im TPZ war hellauf begeistert. „Enrico Urbanek von der Tonne war einen Tag bei uns und hat uns Tipps gegeben“, sagte Sigrid Kulik am Rande der Aufführung.
„Das war sehr beeindruckend“, sagte Stefanie Krug von den Offenen Hilfen von Bruderhaus-Diakonie und Lebenshilfe nach der Vorstellung. „Man hat den Filmen und dem Theaterstück angesehen, dass da unglaublich viel Arbeit drinsteckt, viel Liebe, Witz und Spaß.“ Das haben auch Sigrid Kulik und der Filmemacher Alexander Müller bestätigt.
„Während Corona haben wir mit BAFF Digital begonnen, seitdem machen wir wechselnde Angebote“, erläuterte Krug anschließend im Gespräch. „Wir wollen dabei unsere Leute auf den Weg der Digitalisierung mitnehmen, durchs Tun.“
Diese Angebote seien anfangs alles andere als Selbstläufer gewesen, „jetzt sind die Kurse rappelvoll“, freute sich Stefanie Krug. Das Film- und Theaterprojekt wurde im Übrigen durch die Aktion Mensch gesponsert. „Ohne diese Gelder könnten wir das nicht machen“, so Krug.