Heftige Gegenwehr gegen Windräder bei Bronnweiler

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(Foto: So viele Windräder wie auf dem Foto oben in Schleswig-Holstein werden es bei Bronnweiler auf keinen Fall werden, dennoch diskutierte der Bezirksgemeinderat am Mittwoch heftig und ablehnend über das Thema Windkraft in der Nähe.)

Bronnweiler  Bezirksgemeinderat diskutiert heftig über Vorrangfläche für Windräder zwischen Gönningen, Bronnweiler, Gomaringen, Ohmenhausen und Reutlingen

Ein schwieriges Thema, das am Mittwochabend im Bezirksgemeinderat Bronnweiler auf den Tisch kam: Windkraft. In anderen Gemeinden hatte sich allein schon bei der Erwähnung eines Windrads sozusagen in Windeseile eine Bürgerinitiative dagegen gegründet.

Aber: „Es geht heute nicht um eine Entscheidung, ob auf dem Käpfle ein Windpark errichtet wird“, versuchte Stefan Dvorak als Abteilungsleiter der Stadtentwicklung gleich zu Beginn der Sitzung die Gemüter zu beruhigen. Wirklich gelungen ist ihm das aber nicht. Dazu später mehr.

Zunächst erläuterte Dvorak den momentanen Stand beim Thema Windenergie. Und der besagt, dass das Land einen Regionalplan mit Vorranggebieten für Windräder entworfen hat. In der Region zwischen Reutlingen, Pfullingen, Mössingen, Gomaringen und Nehren wurden acht Flächen ausgemacht – von denen, wie vergangene Woche erst bekannt wurde, fünf ziemlich sicher doch nicht in Betracht kämen, so der Abteilungsleiter.

Warum? Weil es dort eine hochgeheime Tiefflugschneise für Hubschrauber der Bundeswehr gebe. „Erst auf viel Nachbohren haben wir überhaupt davon erfahren“, sagte Stefan Dvorak. Für Windräder geeignet sei nun nur noch eine einzige Fläche, die Gönningen, Bronnweiler, Ohmenhausen, Reutlingen und Gomaringen betreffe. Was den Bronnweiler Bezirksgemeinderäten am Mittwoch besonders sauer aufstieß: „Der Abstand zu der Fläche beträgt keine 1200 Meter wie in anderen Bundesländern, sondern nur 600“, sagte Ratsmitglied Ralf Glaunsinger.

Bezirksbürgermeisterin Friedel Kehrer-Schreiber ging es am Mittwochabend vor allem darum, dass in einer zu bildenden Arbeitsgruppe drei Bronnweiler Räte vertreten sein müssten. In dieser AG sollen zudem Rats-Vertreterinnen aus Ohmenhausen, Gönningen, Gomaringen und Reutlingen sowie Bürgermeister aus den beiden Kommunen dabei sein.

„Wenn wir die Gemeinderatsvorlage heute ablehnen, dann können wir unsere Bedenken und Argumente nicht dort einbringen“, mahnte Kehrer-Schreiber. Das sahen die Ratsmitglieder ein. Allerdings müsse auch die Vorlage geändert werden. Ein Satz im Beschlussvorschlag gehöre da nicht rein – „dem Ausbau erneuerbaren Energien wird zugstimmt“ – damit werde doch in diesem „Interessenbekundungsverfahren“ vorab schon gesagt, dass dort Windräder hinkommen, so die Bedenken mehrerer Ratsmitglieder.

Ein paar Projektierer hätten sich schon bei der Stadt gemeldet, die Interesse am Bau von Windrädern auf der Fläche hätten, sagte Dvorak. Sachen wie Infraschall, Schattenwurf, Umfang der Eingriffe in die Natur, Abstände zur Wohnbebauung und ganz viel mehr würden laut Dvorak in dem anstehenden Verfahren und in Gesprächen mit Projektierern geklärt.

„Wenn sich einer von vornherein weigert, über Abstandsflächen und Anzahl der Windräder zu reden, dann würden wir den gleich aussortieren“, versprach der Abteilungsleiter. In der weiteren, langen Diskussion hielten sich Rätinnen und Räte an einigen einzelnen Formulierungen in der Vorlage auf. „Wir werden um jedes Wort ringen“, sagte Kehrer-Schreiber.

Allerdings sei bislang noch gar nichts entscheiden, die Arbeitsgruppe könne die Vorgaben festlegen. Wenn danach Projektierer noch Interesse hätten, werde man mit denen ins Gespräch gehen. Dann müssten sich die interessierten Windradbauer erklären, Erfahrungen mit bereits gebauten Windkraft-Projekten anführen, die auch aufgesucht werden könnten, versprach Stefan Dvorak.

Die Erddeponie sei doch in der projektierten Fläche mit drin, sagte Ralf Glaunsinger. Die Frage, ob „ein Windrad-Fundament auf nicht gewachsenem Boden“ möglich sei, stehe noch im Raum. Und was sei mit den 14 Rotmilanen am Bronnweiler Friedhof, fragte Corinna Karls. Und mit dem Infraschall, bei dem ja nachgewiesen sei, dass der Gesundheitsschäden nach sich ziehe.

Im Februar soll laut Dvorak die Öffentlichkeit beteiligt werden. Bis dann die Vielzahl an Gutachten fertiggestellt seien, Gespräche mit Umweltschutzverbänden, Bundeswehr, Kommunen und viel mehr – das dauere noch fünf bis sieben Jahre, sagte Dvorak. „Ich verstehe überhaupt nicht, wie in so einem konfliktbehafteten Gebiet mit zu erwartenden negativen Umweltauswirkungen überhaupt Windräder gebaut werden sollen“, sagte Karls. Vielleicht, so Dvorak, komme bei den Beratungen tatsächlich heraus, dass die Fläche nicht geeignet sei.

Während der Bürgerfragestunde waren aus der mehr als 20köpfigen Zuhörergruppe dann aber auch andere Meinungen zu hören: „Es ist mittlerweile 5 nach 12, ich bedauere sehr, dass hier kein Interesse an erneuerbaren Energien besteht“, sagte ein Bürger. Ein anderer betonte: „Wenn man was erreichen will, sucht man nach Möglichkeiten, wenn nicht, sucht man Gründe.“

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