„Gutes tun und dabei Spaß haben“ – Schüler sammeln Lebensmittel

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Merian-Schülerinnen und -Schüler sammelten am Samstag körbeweise Lebensmittel zur Unterstützung von Wohnungslosen

Fast alle Einkäufer, die am vergangenen Samstag aus dem dm-Laden in Gomaringen herauskamen, gaben den drei Neunt-Klässlerinnen Kira, Nele und Lucy etwas für die grünen, großen Körbe. Sie ließen sich nicht ablenken, standen bei jedem neuen Kunden, jeder Kundin sofort wieder parat, hielten ihnen den Flyer entgegen.

Darauf waren die Lebensmittel aufgeführt, die Wohnungslose – und auch immer mehr andere arme Menschen (dazu später) – dringend benötigen. Nele, Lucy und Kira verschmähten am Samstag im Übrigen jede Ablösung. „Wir stehen hier von 9 bis 16 Uhr“, sagte Kira. Und es war bitterkalt dort vor dem Laden. Hin und wieder gingen sie in den Laden, wenn sie eine Geldspende erhalten hatten, und kauften selbst Waren für die Körbe ein.

Schülerinnen und Schüler der Merian-Gemeinschaftsschule haben am Samstag schon zum 29. Mal die Lebensmittelspenden-Aktion vor den Supermärkten, Discountern und Bäckereien in Dußlingen, Nehren und Gomaringen durchgeführt. Die drei Neuntklässlerinnen waren schon seit der fünften Klasse jedes Jahr wieder mit dabei. Ihre „jahrelange Erfahrung“, wie sie selbst sagten, zahlte sich aus – die Spendenbereitschaft war vor dem dm aufgrund der freundlichen Beharrlichkeit der jungen Damen besonders groß.

(Foto: Das war nur ein Teil der Lebensmittelspenden, die am Samstag von den Schülern gesammelt wurden.)

Anderen Schülerinnen und Schülern fiel es nicht ganz so leicht, die Erwachsenen anzusprechen, sie um eine Spende zu bitten. Dennoch kam am Samstag wieder eine Vielzahl an Kisten voller Reis, Mehl, Shampoo, Konserven zusammen. „Bei uns läuft es richtig gut“, hatten Kira, Nele und Lucy betont.

Gefreut haben sich über diesen Zuspruch der Spendenbereiten am Samstag nicht allein die Schülerinnen und Schüler an den Sammelstationen – auch Schulleiterin Katja Kruppa und Organisatorin Lisa Schrade zeigten sich hocherfreut über den erneuten Erfolg der Aktion. AWO-Chef Uli Högel verteilte zudem Lob: „Ich bin hellauf begeistert von der Schule, dass sie jedes Jahr wieder diese Aktion organisiert.“

Dringend benötigt werden die Lebensmittel dieses Jahr noch mehr als sonst: „Wir verteilen die Waren jetzt zum Teil bei den Weihnachtsfeiern“, sagten Christa Schöffend (vom Dornahof Tübingen), Heike Hein, Maria Theodosiadou und Johanna Schmid (alle von der Reutlinger AWO). Die Nachfrage nehme auch in den Notübernachtungsstellen, den Tagesstätten und Beratungsstellen deutlich zu, betonten alle Fachfrauen.

Erschütternd sei diese Entwicklung. Vor allem auch angesichts der Tatsache, dass immer mehr Osteuropäer im Stadtbild auftauchen – die keinen Anspruch auf Bürgergeld haben, nicht einmal krankenversichert sind. „Die Menschen haben wirklich gar nichts“, sagte Heike Hein.

„Es ist deprimierend“, sagte Schöffend. „Dass Menschen in unserem Land hungern müssen, ist unbegreiflich“, so Theodosiadou. Rund 10 Prozent unter der Wohnungslosen-Klientel würden die Osteuropäer ausmachen – die nach Deutschland kommen, keine Arbeit finden, manche, so Hein, weil sie eine Behinderung haben, suchtkrank seien. „Wie schlimm muss ihre Situation in ihrer Heimat sein, dass sie das Leben hier auf der Straße in Kauf nehmen“, so Hein.

Doch nicht nur das, wie Christa Schöffend beobachtet: „Die Armut nimmt auch unter anderen hier lebenden Menschen zu.“ Seit Corona vermehrt, mit noch weiter ansteigenden Zahlen im letzten Jahr. Inflation und die Wirtschaftskrise tragen ihren Teil dazu bei, sagte Schöffend.

„Wir wollen was Gutes tun“, sagten die fünf Merian-Schülerinnen, die am Samstag zwischen 11 und 14 Uhr vor Lidl gesammelt haben. „Und das macht auch noch Spaß“, betonen Maya, Charlotte, Luna, Christina und Mia. Selbst, wenn so mancher Kunde achtlos an den Mädchen vorbeiläuft – die Spendensammlerinnen ließen sich davon nicht die Laune vermiesen. Dafür hatte ein Kunde einen ganzen Wagen voller Lebensmittel gespendet.

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