Nein, heute wollen wir ausnahmsweise mal nicht über die Deutsche Bahn schimpfen.
Schließlich gibt es ja auch eine andere Seite des Zugfahrens, eine durchweg positive: Denn: Wo sonst kann man so viele nette Menschen kennenlernen? Man muss nur wollen. Es ist schon ein paar Tage her, da saß mir ein Mann im Zug gegenüber. Er war in Metzingen zugestiegen, sah gebildet aus, rahmenlose Brille, Lederjacke, gepflegtes Äußeres. Also so ähnlich wie ich selbst. Ein großer Koffer im Gepäcknetz deutete an, dass er eine längere Reise vor sich hat. Bestimmt ein Kollege, ein Journalist, dachte ich. Ein erfolgreicher Schreiberling, der auf Recherche-Reise unsere Gegend besucht hat. Und vielleicht einer Sensation auf der Spur ist. Vielleicht hat er in Bad Urach neueste Erkenntnisse über die geologischen Formationen gefunden. „Stimmt was nicht“, sagt er plötzlich zu mir. „Sie fixieren mich schon eine ganze Weile.“ Ich schaue weiter und sage: „Ich frage mich, in welcher Sache Sie hier recherchieren.“ „Recherchieren ist wohl der falsche Ausdruck, ich tranchiere eher“, sagt er und lacht. Meine Mimik muss alles andere, nur nicht intelligent gewirkt haben. „Ich ziehe von Stadt zu Stadt und zerlege Tiere – ich bin Metzger.“ Wie man sich doch täuschen kann.