Dr. Rainer Claußnitzer war erneut in Nepal, zum ersten Mal war mit Dr. Martina Negwer eine Frauenärztin dabei sowie zwei „Handlanger“ aus Reutlingen
Die Verhältnisse in Nepal waren erschreckend: Häuser weggespült, Straßen weggerissen, riesige Ackerflächen überschwemmt. 250 Tote habe es bei dem diesjährigen Extrem-Monsun in Nepal gegeben, sagt Rainer Claußnitzer. Mit seinem Helferteam kam er Ende Oktober nach knapp drei Wochen zurück aus Nepal.
Den Weg zwischen den Dörfern im Himalaya-Arun-Tal „zierten“ immer wieder abenteuerlich wirkende Hängebrücken.
Ob die Reise von der Hauptstadt Katmandu ins Arun-Tal im Himalaya-Gebiet überhaupt möglich war? Martina Negwer, die zum ersten Mal mit ihrem Mann bei dieser Hilfsreise mit dabei war, zeigt Bilder und Filme über die Fahrt mit zwei Jeeps: Wo vorher Straßen waren, stehen nur noch Reste von Stützmauern, über Behelfsrampen mussten Fahrzeuge immer wieder ins Flussbett ausweichen. Abenteuerlich als Bezeichnung wäre gnadenlos untertrieben gewesen.
„Irgendwann versperrten Felsbrocken die Straße“, sagt Rainer Claußnitzer. Also zu Fuß weiter. „Erstaunlich war, wie schnell Helfer vor Ort waren, um all die Medikamente und Hilfsmittel zu tragen.“ Über schmale Pfade, einige halsbrecherische Schwingbrücken führte der Weg in die Dörfer, in denen das Team angemeldet war. „Das ist eine fantastische Landschaft, die Menschen waren überall sehr herzlich“, sagt Berthold Negwer. Die Armut sei jedoch himmelschreiend.
Der Empang in den Dörfern im Arun-Tal war immer herzlich, (in der hinteren Reihe 2. von links) Rainer Claußnitzer, daneen Martina Negwer, Volkhard Wenzel und Bernhard Negwer.
Es war schon die 17 Reise nach Nepal, die Dr. Rainer Claußnitzer unternommen hat, um Menschen in entlegenen Himalaya-Tälern zu helfen, ihnen ärztliche Untersuchungen, Linderung, womöglich sogar Heilung zu bringen, medizinisches Grundwissen zu vermitteln. Seine Frau Anne musste einen Tag vor der Reise absagen.
Mit dabei waren aber dieses Mal vom 11. bis 31. Oktober Frauenärztin Martina Negwer, ihr Mann Berthold und Volkhard Wenzel – alle kannten sich vom Reutlinger DAV. Hinzu kam Petra Alfreider aus Südtirol, die schon seit zehn Jahren immer wieder dabei ist.
Berthold Negwer, der viele Jahre bei der Reutlinger Stadtverwaltung beschäftigt war, und Wenzel als ehemaliger Maschinenbau-Ingenieur bei der Deutschen Bahn, gingen nach der Ankunft zunächst von der nepalesischen Hauptstadt Katmandu zu einer Schule im Arun-Tal – Claußnitzers hatten dort bei einer vorherigen Reise für 600 Schülerinnen und Schüler einen Toilettenbau angestoßen und Spendengelder von „Rotznäschen Nepali – Medizinteam“, dem Förderverein für die Projekte in Nepal, dorthin übergeben.
„Extrem wichtig sind die Kontakte vor Ort, wie etwa zu Pema Doma Sherpa und manch andere Unterstützer, ohne die all das gar nicht möglich wäre“, sagt Claußnitzer. Das Ärzteteam, die benötigten Medikamente und Hilfsmittel, wird jedes Jahr nach den Bedürfnissen der „Health-Posts“, der „Gesundheitsstationen“, im Arun-Tal zusammengestellt.
„Die Frauen dort haben noch nie eine Frauenärztin gesehen.“ Martina Negwer hat in den Oktoberwochen Untersuchungen durchgeführt, Krankenschwestern und Volunteers in Workshops unterwiesen und genauso wie Rainer Claußnitzer Menschen in Hilfe zur Selbsthilfe, Hygiene und viel mehr unterwiesen. „Treffen wir auf schwerere Krankheiten, bezahlen wir Transport und Behandlung in einem Krankenhaus“, so Claußnitzer.
Selbst in den entlegensten Dörfern im Arun-Tal spielte Rainer Claußnitzer (am Tischende) mit den Bewohnern das Kartenspiel UNO.
Das Fazit der diesjährigen Reise? Rund 400 Patientinnen und Patienten wurden behandelt. Der Engstinger Strickkreis (die Jüngste ist dort nach den Worten von Rainer Claußnitzer 89 Jahre) hatte erneut zahlreiche Mützen, Socken und mehr für die Menschen im Arun-Tal gestrickt. „Wir können immer nur punktuell helfen“, sagt Anne Claußnitzer mit Blick auf mittlerweile 17 Hilfsreisen. Die Frage, ob diese Art der Hilfe sinnvoll ist, stelle sich bei allen Beteiligten immer wieder, sagen Negwer und Claußnitzer. Für die behandelten Menschen vor Ort ist das aber keine Frage.
Eines sei aber klar: Ohne die drei Nepalis, die bei der Reise die Jeeps fuhren, die Übersetzer waren, den Kontakt zu den Menschen in den Dörfern herstellten, wäre gar keine Hilfe möglich, so der Reutlinger Arzt. „Wir kriegen im Januar wieder die Informationen, was bei der nächsten Reise benötigt wird.“
INFO:
Spendenkonto für die Menschen in Nepal
Um die Hilfsmittel, Medikamente und medizinischen Geräte für die „Health Posts“ in den Himalaya-Tälern finanzieren zu können, benötigt der Verein „Nepali Rotznäschen – Medizinteam“ Spenden. Wer unterstützen will, kann das auf das Konto bei der Volksbank in der Region tun, IBAN: DE61 6039 1310 0336 9550 06.