Am vergangenen Samstag, 23. November, waren wir das erste Mal im Theater Gobelin im Künstlerhof Rottenburg. Das fantastische Stück „Arachne. Wahr sagen“ wurde von der nicht weniger fantastischen Janne Wagler als Puppen-Theater, als enorm ausdrucksstarkes Ein-Frau-Stück, mit unglaublichen Lichteffekten aufgeführt, mit wunderbaren Puppen, die sich scheinbar selbst zusammensetzen, die in Dialog mit der Künstlerin treten und sogar mit ihr Tango tanzen.
Der Inhalt von „Arachne (griech. Spinne) Wahr sagen“: Das Stück stammt aus den Metamorphosen von Ovid. Eine Weberin mit dem Namen Arachne fordert dort die Göttin Pallas Athene heraus. Arachne webt in einem Wettkampf mit Athene einen sagenhaften Teppich, in dem sie die Wahrheit über die griechische Götterwelt abbildet – über Lug und Trug, Laster und Verfehlungen. Athene lässt sich das nicht gefallen, sie verflucht Arachne.
Ähnlich ergeht es Daphne Caruana Galizia, einer investigativen Journalistin, die über Jahre hinweg vor gar nicht langer Zeit kriminelle Verflechtungen von Wirtschaft und Politik auf ihrer Heimatinsel aufdeckt – und das 2017 mit dem Tod bezahlt. Janne Wagler zieht die Parallelen zwischen Arachne und Daphne.
Arachne. Ein Trauerspiel, aber auch ein Mahnmal mit unglaublich aktuellem Bezug. Sollten die weltweiten autokratischen und rechten Umtriebe immer weiter zunehmen, dann werden zuerst die Medien und danach die Kunst abgeschafft – weil solche Machthaber die Meinungsfreiheit, die Abbildung und Veröffentlichung der Wahrheit unterdrücken wollen. Siehe Syrien, siehe Afghanistan, Nordkorea, China, Russland und und und ..