(Bild oben: Sie freuen sich über vergangene 50 Sitzungen und einen dicken Scheck an das Spendenparlament, (von links) Ute Steinbrück, OB Thomas Keck, Jörg Wahlert von der Deutschen Vermögensberatung, Christiane Koester-Wagner und Charlotte Fliedner.)
Sieben Projekte hat das Reutlinger Spendenparlament am Donnerstagabend im Spendhaus mit einem Gesamtbetrag von mehr als 21.000 Euro bedacht. Es war die mittlerweile 50. Sitzung seit die Reutlingerin Susanne Seidemann die Idee aus Hamburg aufgegriffen hatte und zusammen mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern an der Achalm das besondere Parlament eingeführt hatte.
„Am 7. Juli 2000 war die erste Sitzung“, erinnerte Christiane Koester-Wagner in einem kurzen Rückblick am Donnerstagabend. Sie selbst hatte die vergangenen elf Jahre lang den Vorsitz im Trägerverein des Spendenparlaments inne – im Oktober wurde der Vorstand neu gewählt: Vorsitzende ist nun Charlotte Fliedner, Ute Steinbrück neu im Vorstand, der mit Eberhard Schwille und Koester-Wagner als Schatzmeisterin vervollständigt wird.
Die Parlamentarierinnen und Parlamentarier stimmten am Donnerstag im Spendhaus für die Unterstützung von sieben Projekten.
Seit der ersten Sitzung wurden insgesamt 323 soziale Projekte gegen Armut oder Ausgrenzung mit fast 930.000 Euro unterstützt. Der Betrag kam durch die Mitgliedsbeiträge von derzeit 125 Parlamentariern zusammen, durch Spenden und vor allem durch den Reutlinger Spendenmarathon. Letzterer sorgt jedes Jahr wieder dafür, dass auf der Reutlinger Rennwiese fünfstellige Summen erlaufen und gespendet werden.
Die Erfolge des Parlaments erfreuen auch Oberbürgermeister Thomas Keck, wie er selbst am Donnerstag betonte. Die Reutlinger Initiative bezeichnete er nicht nur als „einzigartig in ganz Baden-Württemberg“, sondern auch als deutliches Zeichen von „Engagement, Solidarität und Mitmenschlichkeit“. Das Spendenparlament vermittle „eine Vision einer besseren Welt“, so Thomas Keck.
Zu den Projekten, die am Donnerstagabend in der 50. Sitzung unterstützt wurden, zählte etwa die Theaterwerkstatt Gönningen: Seit zwölf Jahren vermittle das Theaterspiel Kindern und Jugendlichen von sechs bis 18 Jahren Respekt, Hilfsbereitschaft, Toleranz und trage zur Integration bei, so Leiterin Nena Keller.
Gefördert wurden zudem zwei Projekte an der Jos-Weis-Schule – eines vermittle durch ein „Resilienz-Training“ für die Kinder Strategien gegen Mobbing und den Glauben an sich selbst. Ein weiteres Projekt hat schon die Kinder im Blick, die in Bälde in die Jos-Weis-Schule kommen werden: Bei „Joshis Mini-Disco“ sollen sprachliche und Bewegungsdefizite schon im Vorfeld angegangen werden, so Ideenfinderin und Lehrerin Zainab Hauser.
Das Bürger-Rufauto des Bürgervereins Gönningen-Bronnweiler (wir berichteten) wurde ebenfalls mit einem Betrag bedacht wie auch der Ortsjugendring Eningen – der will einen 2-Tonnen-Anhänger anschaffen, mit dem Spielgeräte für das sechswöchige Ferienprogramm zur Verfügung gestellt werden.
Der „offene internationale Sprachtreff“ von Ferda in der Reutlinger Citykirche erhielt zudem eine Förderung. Dort treffen sich regelmäßig Menschen, um Deutsch in lockerer Atmosphäre zu lernen. Wirbelwind, die Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, erhielt auch Unterstützung – eine dringend notwendige Hilfe, so Leiterin Manuela Liebe. Weil die Fallzahlen der Hilfesuchenden rapide ansteigen.
Eine Überraschung zur 50. Sitzung des Spendenparlaments hatte Jörg Wahlert von der Deutschen Vermögensberatung in Reutlingen in Form eines dicken Schecks in Höhe von 11.111 Euro mitgebracht. „Mit dieser Spende wollen wir dazu beitragen, dass nachhaltig wirkende soziale Projekte ermöglicht werden“, betonte Wahlert. Immer mehr Einrichtungen seien auf externe Hilfe angewiesen, so Jörg Wahlert. „Dies trifft vermehrt auch gemeinnützige Vereine, Bildungsprojekte sowie Initiativen für sozial benachteiligte Menschen.“
Ebenfalls spendabel hatte sich Stephan Rößler als neuer Leiter des Spendhauses gezeigt, dem traditionellen Versammlungsort der Parlamentssitzungen: Rößler hatte zur Jubiläumssitzung Zwiebelkuchen besorgt und verwies auf die Gemeinsamkeiten von Spendhaus und Spendenparlament: „Seit dem 16. Jahrhundert war das Spendhaus Anlaufstelle für arme Menschen.“