Umweltministerin Thekla Walker zu Besuch beim integrativen, nachhaltigen Nähprojekt im Metzinger Familienzentrum unter dem Titel „Muss das wirklich weg“
Besuch aus der Landesregierung am vergangenen Samstagvormittag im Metzinger Familienzentrum: Auf ihrer Fahrt durchs Ländle kam Umweltministerin Thekla Walker im Rahmen der baden-württembergischen Nachhaltigkeitstage auch nach Metzingen. „Es ist für uns eine große Ehre, die Ministerin heute im Familienzentrum begrüßen zu dürfen und unser Projekt zu präsentieren“, sagte Karina Montes als Metzingens Integrationsbeauftragte.
Unter dem Titel „Klima.Länd.Tour“ war Walker in ganz Baden-Württemberg unterwegs, das Metzinger Nachhaltigkeitsprojekt hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Denn: „Nachhaltigkeit und Upcycling ist Klimaschutz“, betonte die Ministerin am Samstagmorgen. Rund zehn geflüchtete Frauen und Migrantinnen haben in dem Metzinger Projekt zusammengearbeitet. Sie erhielten Materialien von unterschiedlichsten Ausstellungen, darunter Fahnen, Flaggen, Flyer, Kataloge und verarbeiten diese Dinge – die ansonsten auf dem Müll gelandet wären – weiter zu hoch kreativen Sachen.
Es sind kuschelige Kissen entstanden, modische Taschen, Beutel in allen möglichen Formen, Farben, Größen, mit den ausgefallensten Beschriftungen, Landeswappen und mehr. Aus Katalogen, Broschüren, Flyern wurden Schachteln, Postkarten, einzigartiges Geschenkpapier. „In gekauftem Geschenkpapier ist ja viel Mikroplastik enthalten, mit diesem alternativen Papier tun Sie was Gutes für die Umwelt“, sagte Dr. Rajya Karumanchi-Dörsam als Interkulturelle Promotorin aus Karlsruhe, die bei diesem Projekt ebenfalls mit dabei war.
Der Kreativität waren bei der Wiederverwendung der Ausstellungsgegenstände keine Grenzen gesetzt. Intuitiv sahen manche der Frauen etwa auf eine Fahne und sie wussten sofort, was daraus entstehen könnte, sagte Montes.
„Klimaschutz ist mehr als Windräder“, hatte Metzingens Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh betont und ebenfalls dieses integrative, nachhaltige Projekt im Familienzentrum gelobt. „Ich bin hier, um Wertschätzung zu zeigen für Dinge im Land, die gut laufen“, sagte Thekla Walker. Viel zu oft stünden die Sachen im Vordergrund, die weniger gut laufen.
„Die Frauen, die hier miteinander nähen, basteln und Spaß haben, sind Mütter, Großmütter, Töchter aus fremden Ländern“, hatte Karina Montes ausgeführt. „Ihre kreativen Hände geben mit ihrer Arbeit ein Stück ihrer Kultur weiter, außergewöhnliche Ideen werden hier geboren – und durch das Nähen lernen sie auch noch Deutsch.“ Die kreativen Frauen hätten nicht „in Designschulen gelernt, sie nähen einfach mit Herz und Intuition“, sagte die Integrationsbeauftragte. Dabei würden die Geflüchteten und Migrantinnen in allem, was sie schaffen, ein Stück ihrer Kultur und ihres Herzens hinterlassen. „Ihre Arbeit ist nicht perfekt, aber einzigartig“, so Montes.
Elf Monate lang hat das Frauenteam gemeinsam im Nähcafé des Familienzentrums gewerkelt, genäht, gebastelt „und damit kraftvoll einen besseren Umgang mit Ressourcen in der Gesellschaft angestoßen“, betonte Karina Montes. In einer Ausstellung all der Produkte, die produziert wurden, konnte sich die Ministerin selbst von der großen Kreativität der Frauen überzeugen.
„Und wie ist es mit dem Verkauf der Dinge – ich habe jetzt schon mindestens fünf Teile gesehen, die ich selbst gut gebrauchen kann“, sagte Walker begeistert. „Daran arbeiten wir noch“, entgegnete Fachbereichsleiter für Integration bei der Stadt Metzingen, Steffen Uebele. Es sei noch nicht ganz klar, wie das aus dem Verkauf erlöste Geld rechtssicher tatsächlich auch zu den jeweiligen Frauen zurückkommen kann. „Das ist aber notwendig, die Dinge müssen doch verkauft werden“, sagte Walker voller Überzeugung.