Häuser zu verschenken in Seeburg? – Entsetzen in Bad Uracher Gemeinderatssitzung

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Bad Uracher Gemeinderat beschließt Vergabe von Ingenieursleistungen für den Ausbau der Straße „Hartberg“ in Seeburg       

„Wie soll ich während der Bauarbeiten meine Einkäufe nach Hause bringen.“ Das war eine der einfachsten Fragen, die eine Anwohnerin am Hartberg in Seeburg am Dienstagabend während der Gemeinderatssitzung in Bad Urach stellte. Abends und an den Wochenenden würden Zufahrtmöglichkeiten eingerichtet, lautete die Antwort von Tiefbauamtsleiter Andreas Streble.

Eine weitere Frage einer anderen Anwohnerin der Straße offenbarte immer noch nicht die volle Dramatik, die sich hinter dem Ausbau der Sackgasse verbirgt, deutete aber schon in die Richtung: „Geht es nicht billiger als 1,2 Millionen Euro?“ Da die Straße lediglich auf einer Länge von 200 Metern erfolgen soll, würde das pro Meter 6000 Euro ausmachen – „haben Sie das geprüft, ob das nicht billiger zu machen wäre“, so die Anwohnerin.

Die Antwort von Bürgermeister Elmar Rebmann zeigte dann auf, wo die Dramatik in dieser Angelegenheit sich verbirgt: „Der Hartberg ist eine erschließungsbeitragspflichtige Straße.“ Und das heißt? „Die Anwohner tragen 95 Prozent der Kosten.“ Also fast alles von 1,2 Millionen Euro?

„Wir wissen, dass das für manche der Anlieger eine große Herausforderung sein wird“, so Rebmann. Ein vor wenigen Jahren Zugezogener sagte: „Ich wusste nichts von diesen Kosten.“ Ob es nicht möglich sei, nur eine neue Teerschicht aufzutragen? „Das geht nicht, es sind jetzt schon viele Verwerfungen in der Straße und die Entwässerung funktioniert nicht mehr“, sagte der Bürgermeister. Der Untergrund müsse also erneuert werden, sonst würden die gleichen Probleme wie jetzt in zwei Jahren wieder auftreten.

„Der Super-GAU wäre, wenn die Straße nicht mehr verkehrstüchtig wäre und wir sie komplett schließen müssten“, so Rebmann. Wie sollten die Anwohner dann zu ihren Häusern kommen? Es sei laut Rebmann kein unglaublich aufwändiger Ausbau der Straße geplant, aber das Projekt beschäftige die Kommune schon seit vielen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten.

Weitere Gespräche mit den Anliegern seien geplant, „aber wir haben keine andere Möglichkeit, haben das auch schon mehrfach erklärt“, sagte der Bad Uracher Rathauschef. Sollte die Kommune die Gelder nicht von den Anliegern einfordern, dann würde die Gemeindeprüfungsanstalt bei einer Kontrolle der städtischen Finanzen die Verwaltung auffordern, die Gelder einzutreiben, sagte Rebmann.

Dieses Thema betreffe im Übrigen nicht allein den Hartberg in Bad Urachs Ortsteil Seeburg: Auch anderen Ortsteilen und der Kernstadt ergehe es ganz genauso. „Das ist eine gesetzliche Verpflichtung, um die wir nicht drumherum kommen“, betonte der Bürgermeister. „Wir sind jetzt bei der Grundlagenermittlung, das Projekt muss fortgeführt werden“, sagte Andreas Streble als Leiter des Tiefbauamts.

Die Kosten von 1,2 Millionen Euro seien bislang eine Schätzung, das Ingenieurbüro werde die endgültigen Zahlen ermitteln. „Klar ist aber, dass die Straße sich nicht mit wenig Geld sanieren lässt“, so Streble. Ein Anwohner, der als Zuhörer in der Gemeinderatssitzung saß, grummelte, dass doch wohl mit falschen Zahlen gerechnet worden sei.

Elmar Rebmann sagte: „Wir sind bei solchen Projekten sehr bemüht, alles extrem rechtssicher zu machen“ – weil natürlich die Anwohner wenig erfreut seien für den Ausbau ihrer Straße je nach Grundstücksgröße hohe fünf- oder gar sechsstellige Beträge zahlen zu müssen. „Sie haben natürlich die Möglichkeit, zu klagen“, so der Bürgermeister.

Nachdem der Gemeinderat einstimmig beschlossen hatte, das Ingenieurbüro Pirker + Pfeiffer mit den weiteren Planungsleistungen zu beauftragen, verließen die Anwohner des Seeburger Hartbergs frustriert, aber offensichtlich auch mit viel Sarkasmus den Sitzungssaal: „Dann habe ich ein Haus zu verschenken, die Kosten für die Straße kann ich nämlich nicht bezahlen“, sagte einer. „Genau so goht’s mir au“, sagte ein zweiter.

INFO:

Wie geht’s weiter mit der Baumaßnahme Hartberg in Seeburg?

Laut Gemeinderatsdrucksache soll „die Maßnahme Ausbau Hartberg“ im Herbst geplant und die Leistungen im Dezember ausgeschrieben werden. „Die Ausführungsplanung wird den Anliegern vorgestellt.“ Der Baubeginn sei für das Frühjahr 2025 geplant. Dauer der Bauarbeiten: voraussichtlich sechs bis acht Monate.

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