„Für mich stand schon früh fest, dass ich viele Kinder haben wollte“, las Francine Feuné aus ihrem Buch „Meine Familie, mein Leben“. Die heute 40-Jährige stammt aus Kamerun wohnt mittlerweile in Bempflingen. Am Freitagnachmittag berichtete die Sprachwissenschaftlerin, Medienpublisherin und Autorin aus ihrem Leben in Deutschland.
Passend zu der Veranstaltung des Reutlinger Bündnisses für Menschenrechte und seine Reihe „Menschenrechte gelten für alle“ läuteten um Punkt 17 Uhr die Glocken der Marienkirche und riefen zum Friedensgebet. Nun mussten sich die Interessierten allerdings entscheiden – Marktplatz oder Marienkirche? Rund 30 Interessierte hatten sich für den heißeren Platz in der prallen Sonne auf dem asphaltierten Platz entschieden.
„Gerade jetzt, wo rechtsextremistische und rechtspopulistische Parolen im ganzen Land, in ganz Europa so viel Gehör finden, ist es wichtig, klarzustellen, dass die Menschenrechte unveräußerlich sind und für alle Menschen gelten, überall“, betonte Christian Lawan vom Bündnis einleitend. Am vergangenen Freitagnachmittag hatte sich die Reutlinger Gruppierung Blacks Connected bereit erklärt, einen Programmpunkt der Veranstaltungsreihe auf dem Marktplatz zu gestalten – der sich am Freitag mit dem Menschenrecht auf ein Leben ohne Diskriminierung befasste.
Aissatou Jarju von Blacks Connected moderierte, die beiden Musiker Abdou Sarr und Oni Edeko trommelten und Francine Feuné las aus ihrem Buch. Sie erklärte, warum es für sie und ihren Mann Stéphane so wichtig war (und ist), viele Kinder zu haben. Sie wünschten sich so sehr ein Baby, dass sie sich in einer Kinderwunsch-Klinik beraten ließen.
Doch irgendwann funktionierte es, berichtete Feuné. Der Bann war gebrochen, fünf Kinder sind es heute. Und wie schaffte sie es, eine Wohnung zu finden? „Mein Mann ist Ingenieur, er arbeitet in Stuttgart, sieben Jahre haben wir gesucht, bis wir in Bempflingen ein Haus fanden.“ Und was ist mit Vorurteilen? Feuné schmunzelte. „Meine Kinder und wir werden immer wieder gefragt, wo wir herkommen.“ Die hier geborenen Kinder könnten mit der Frage nichts anfangen. So ergehe es auch Aissatou Jarju: „Meine Tochter sagt dann immer: Ich bin aus Kuschterdingen.“
Deutschland sei alles andere als kinderfreundlich, bemerke sie das auch, wurde Feuné gefragt? „Ja, es gibt viele Vorurteile darüber, dass wir so viele Kinder haben.“ Natürlich sei das Leben einfacher mit einem oder zwei Kindern, aber sie selbst habe acht Geschwister. In Kamerun sei es völlig normal, viele Kinder zu haben. „Wir sind eine glückliche Familie.“
Aber für sieben Personen in der Region überhaupt eine Wohnung zu finden? „Wir haben sieben Jahre lang gesucht, bis wir in Bempflingen ein Haus fanden“, sagte Feuné. Sie wünsche sich, dass die Menschen hier offener wären. „Es wäre schön, wenn die Menschen ihre Herzen für andere öffnen würden“, betonte Francine Feuné. „In Kamerun ist es kein Handicap, Kinder zu haben“, betonte die 40-Jährige. „Kinder sind unser Reichtum.“