Der Musiker, Regisseur, Autor, Stückeschreiber (und noch viel mehr) Heiner Kondschak ist mit 69 Jahren an Herzversagen gestorben
Die Meldung kam am Mittwochmorgen in den SWR-Nachrichten völlig überraschend – und sie trifft viele Menschen in der Region mitten ins Herz. Heiner Kondschak ist im Alter von 69 Jahren verstorben. Er war eine feste Größe in der Reutlinger, Tübinger und der baden-württembergischen Kulturszene. Sofort fallen einem richtigen Fan seine Kinderstücke ein, Dogs, Krabat und Das Schätzchen der Piratin. Dazu die grandiosen musikalischen Geschichten über das Leben von Bob Dylan, Pete Seeger und Woody Guthrie. Aber auch Theaterstücke wie Die Geierwally und viele weitere mehr werden in Erinnerung bleiben.
Heiner Kondschak war nicht nur ein musikalisches Genie – er hatte sich das grandiose Spielen von mindestens zwei Dutzend Instrumenten selbst beigebracht. Obendrein schrieb er auch Theaterstücke selbst, führte Regie, übernahm die gesamte musikalische Begleitung (immer wieder auch mit kongenialen Musiker-KollegInnen). Und bei alledem war er eben auch noch unglaublich witzig. Sein Witz steckte in all seinen Stücken, manchmal versteckt, manchmal offen zur Schau getragen. Mit dieser sehr humorigen Lebenshaltung moderierte er auch viele Veranstaltungen (wie etwa in der Reutlinger Vesperkirche) zu sozialen Themen.
Dass Kondschak ein großes soziales Gewissen hatte, zeigte er auch in einem Schüler-GEA-Interview vom November 2015: Auf die Frage, wenn er Bundeskanzler wäre, was er dann als erstes tun würde, sagte der Künstler: „Das viele Geld von Deutschland besser verteilen. Es kann nicht sein, dass in so einem reichen Land so viele arme Menschen leben.“
Heiner Kondschak sah immer aus, als ob er direkt aus einer Mülltonne hervorgekrochen war. Der spindeldürre Mann wirkte über Jahrzehnte hinweg wie ein Tramp, ein Hobo, ein amerikanischer Wanderarbeiter. Er pflegte dieses Image über all die Jahre hinweg, ließ sich nie beirren, sein Aussehen gehörte zu ihm – wie seine Genialität. Erst nach dem Unfall im vergangenen Jahr ließ er sich zu seinen ungepflegt wirkenden Haaren auch noch einen rauschenden Vollbart wachsen. Er war auf dem Weg zurück ins Leben. Überraschend ist er nun gestorben.
Seinen Humor offenbarte Heiner Kondschak zudem über Jahrzehnte hinweg in den gemeinsamen Auftritten mit dem Zauberer und Comedian Helge Thun in „Der Schöne und das Biest“. Gedichte wie dieses warf Kondschak bei seinen Auftritten immer mal wieder ein: „Allen steht die Scheiße bis zum Hals, nur nicht Heiner, der ist kleiner“. Viele seiner Fans werden ihn vermissen. Seine musikalische Genialität. Seine Stücke. Seinen Humor und seinen Witz.
Heiner Kondschak war zwölf Jahre lang Leiter des Kinder- und Jugendtheaters in Tübingen. Danach tourte er durch die Lande war mit seinen Stücken ständiger Gast in den Theatern in Tübingen, Karlsruhe, Heidelberg, Esslingen, Ingolstadt, am Lindenhof Melchingen und natürlich immer wieder in der Tonne in Reutlingen. Seine musikalischen Abende zu diversen Themen sowie über Rio Reiser, John Lennon und viele andere wurden noch getoppt durch sein Engagement in der selbst gegründeten „Randgruppen-Combo“ – dort spielte er mit Musikern aus dem Kindertheater Tübingen über viele Jahre hinweg Lieder von Gerhard Gundermann, ein im Westen kaum bekannter Liedermacher aus dem Osten der Republik.
Heiner Kondschak wird vielen Menschen fehlen. Und mir auch. Heiner – es ist so schade, dass wir von Dir keine Stücke mehr sehen und hören dürfen. Dass uns Dein stets präsenter Witz kein Lächeln, Schmunzeln und Lachen mehr ins Gesicht zaubern wird. Dass Du uns mit Deinen Stücken und Deiner Musik nicht mehr entzücken wirst. Aber wir danken Dir auch. Von ganzem Herzen. Dass Du uns über Jahrzehnte hinweg derart auf Deine herrlichen Fantasiereisen mitgenommen und uns mit ihnen begeistert hast. Heiner – ich danke Dir. Ganz persönlich.