Feier des Integrationsrats zum zehnten Geburtstag im Sitzungssaal des Tübinger Rathauses am vergangenen Freitag mit anschließender Party auf dem Marktplatz
Zehn Jahre Tübinger Integrationsrat. „Das sind zehn Jahre politische Teilhabe, jede Menge Veranstaltungen und Informationen etwa zu Kommunalwahlen“, erläuterte Deniz Tekin am Freitagabend im Tübinger Rathaus. Die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat sei gut, betonte der derzeitige Sprecher des Integrationsrats der Universitätsstadt.
Musikalisch und sehr stimmgewaltig umrahmt haben die Feier am Freitagabend im Tübinger Rathaus Admir Doçi (Gitarre) und Rosario Chávez (Gesang).
„Die Zeiten, als die Teilhabe von Migranten mit ‚Ausländerräten‘ begann, die sind längst vorbei“, sagte Oberbürgermeister Boris Palmer am Freitagabend bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Integrationsrats. „Vor etwas mehr als zehn Jahren war in Tübingen klar, dass kein Parallelgremium zum Gemeinderat entstehen sollte“, so Palmer. Vielmehr habe sich die Stadt dafür entschieden, dass Migranten ihre Kompetenzen in den Gemeinderat und auch in die Stadtverwaltung einbringen sollten, betonte der OB.
Die Konstruktion des Tübinger Integrationsrats sei also „gut gewählt“ gewesen – und er habe ja auch die vergangenen zehn Jahre erfolgreich gearbeitet, so Palmer. Deniz Tekin sah das genauso. Ebenso wie Daniel Setzler: „Die Mitglieder des Integrationsrats haben sich zehn Jahre lang engagiert für Partizipation und Demokratie eingesetzt, Sie sind nicht nur Multiplikatoren, sondern beteiligen sich selbst am politischen Diskurs“, betonte der Vorsitzende des Landesverbands der kommunalen Migrantenvertretungen (LAKA) in Baden-Württemberg.
Doch Setzler legte auch den Finger in die Wunde: „Migranten beteiligen sich seltener am politischen Diskurs.“ Die Antwort darauf müsse nach den Worten des LAKA-Vorsitzenden lauten: „Wenn Migranten an Kommunalwahlen teilnehmen dürften, dann würden sie sich auch am politischen Prozess beteiligen.“
Den Integrationsrat mit aufgebaut hatte Luzia Köberlein, sie war die ersten sieben Jahre selbst Mitglied des Rats und als Integrationsbeauftragte der Stadt auch für alle offenen Fragen zuständig. Mihriban Sahin folgte Köberlein im Amt und moderierte am Freitag auch die Geburtstagsfeier. Per Videobotschaft sandte Köberlein aber Glückwünsche zum kleinen Jubiläum des Integrationsrats und betonte: „Ich bin stolz auf euch.“ Ebenso wie Sahin sind auch Mitglieder des Gemeinderats im Integrationsrat vertreten – und zwar von jeder Fraktion eines. Hinzu kommt eine Vertreterin oder ein Vertreter des Jugendgemeinderats.
„Sie bilden als Integrationsrat eine Brücke zwischen der Verwaltung, dem Gemeinderat und den Menschen in Tübingen“, hatte Mihriban Sahin hervorgehoben. „Das kommt der ganzen Stadt zugute.“ Die Amtszeit der Rätinnen und Räte lag zu Beginn bei nur zwei Jahren, schnell wurde sie auf drei Jahre erhöht und liegt nun, genauso wie beim Gemeinderat, bei fünf Jahren.
Am 28. Juli endet die Bewerbungsfrist für den neuen Integrationsrat, OB Palmer rührte noch einmal die Werbetrommel für das Gremium. Zuvor hatte er aber auch eine Benefizveranstaltung des Integrationsrats hervorgehoben, bei der Gelder zur Unterstützung der Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien gesammelt wurden.
Und per Videobotschaft hatten viele Tübinger den Rat enorm gelobt: „Coole Leute, die für Vielfalt und Integration kämpfen“, lautete eine Äußerung. Der Integrationsrat sei ein Gewinn für die Stadt und eine laute Stimme für die Rechte der Migranten. Wie aber funktioniere die Zusammenarbeit mit Boris Palmer? Das werde Ratssprecher Deniz Tekin immer wieder gefragt. „Die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat ist sehr gut, mit Boris Palmer führen wir scharfe Diskussionen und Auseinandersetzungen“, so Tekin. „Aber Palmer arbeitet mit uns zusammen, er ist nicht unkooperativ.“
Das bestätigte auch der Oberbürgermeister selbst: „Ich bedanke mich für so manchen Widerspruch, den ich in den vergangenen zehn Jahren vom Integrationsrat erhalten habe.“ Nachdem zu Beginn der Feier Admir Doçi (Gitarre) und Rosario Chávez (Gesang) mit einer unglaublichen musikalischen Stimmgewalt in den Abend eingeleitet hatten, verteilte Palmer nach dem offiziellen Teil Geschenke an die ehemaligen und aktuellen Mitglieder des Integrationsrats. Und dann ging es noch zum Fest auf den Marktplatz. Zusammen wurde kräftig gefeiert.